Entwicklungsgeschichte

Chris Sawyer (Programm)

Simon Foster (Grafik)

John Broomhall (Musik)

Die ausführliche Entstehungsgeschichte von Transport Tycoon kann in der Rubrik Hintergründe nachgelesen werden. Hier eine Kurzfassung:

Der schottische Spieleentwickler Chris Sawyer begann im Oktober 1992 in seiner Freizeit, sein erstes großes PC-Spiel zu programmieren, eine Weiterentwicklung von Sid Meier's Railroad Tycoon in isometrischer Grafik mit unterschiedlichen Fahrzeugtypen. Damit sollte er gleich einen kommerziellen Erfolg feiern: Im November 1994 veröffentlichte MicroProse Chris Sawyers Transport Tycoon für DOS. Sawyer programmierte es alleine in Assembler und gab lediglich die finalen Grafiken (Simon Foster) und die musikalische Untermalung (John Broomhall) in Auftrag anderer Personen. Im März 1995 folgte das World Editor-Addon und im Oktober 1995 wurde Transport Tycoon Deluxe (TTD) für DOS veröffentlicht, welches das Originalspiel um einige wichtige Features erweiterte.

TT erschien in Europa (UK, DE, FR, IT, ES), Nordamerika, Australien, Taiwan, Südkorea und Japan. Für den japanischen Markt wurden diverse Portierungen auf verschiedene Plattformen entwickelt. Federführend hierfür war jeweils MicroProses japanische Partnerfirma Unbalance bzw. deren Mutterkonzern Itochu. 1995 erschien Transport Tycoon in Japan für DOS/V, 1996 für Macintosh, 1997 für Sega Saturn und 1998 für die PlayStation (als einzige Portierung mit einem 3D-Grafikmodus). 1998 wurde auch die Deluxe-Edition für Windows in Japan lokalisiert und veröffentlicht. 1999 veröffentlichte Hasbro schließlich die Tycoon Collection, die eine westliche Windows-Portierung von TTD enthielt, die zuvor 1996 von Fish (UK) erstellt wurde. Details zu den einzelnen Veröffentlichungen sind in der Rubrik Editionen aufgeführt.

Nicht lange nach der Erstveröffentlichung von TTD begann Chris Sawyer 1996 mit der Entwicklung von Transport Tycoon 2. Als er jedoch im Frühling 1996 Interesse an Vergnügungsparks entwickelte, wandelte er den Programmcode immer mehr für Achterbahnen anstatt Züge um. Daraus entstand dann das erste RollerCoaster Tycoon (RCT, 1999), das kommerziell ebenfalls sehr erfolgreich war. Noch im selben Jahr nahm Sawyer seine Arbeit an einem TT-Nachfolger wieder auf, verschob sie aber erneut, um RCT 2 zu entwickeln, das dann 2002 erschien. Bei der Entwicklung von RCT 3 hatte er dann nur noch eine beratende Rolle inne.

Mit Chris Sawyer's Locomotion, das im September 2004 wiederum für den PC bei Atari erschien, löste Sawyer schließlich im dritten Anlauf sein einst abgegebenes Versprechen eines TT-Nachfolgers ein, wenn auch aus Lizenzgründen unter anderem Namen. Locomotion ähnelt technisch stark der RCT-Reihe und baute auf einer Weiterentwicklung der RCT-Engine auf, war aber nicht mehr so erfolgreich wie die früheren Spiele. Ein kleines englisches Entwicklerteam namens Origin8 programmierte Locomotion schließlich unter Aufsicht von Sawyer neu für mobile Geräte mit Touchscreen. Die App, die im Oktober 2013 für iOS und Android erschien, trägt schlicht den Namen Transport Tycoon, hat inhaltlich mit dem originalen Spiel von 1994/1995 aber nur die (neu aufgenommene) Musik gemeinsam.

TTD lebt seit dem März 2004 in Form des Open-Source Community-Projektes OpenTTD weiter, das unter anderem auf Steam und für diverse Plattformen kostenlos erhältlich ist.
 Transport Tycoon (TTO)
Transport Tycoon ist eine Transport- und Wirtschaftssimulation, die in isometrischer Grafik dargestellt wird (in den meisten Editionen in einer Bildauflösung von 640x480 Pixeln in 256 Farben, SVGA). Abgekürzt wird es meist mit TTO, wobei O für Original steht, zur Abgrenzung von späteren Spielversionen. Die Spielkarte besteht aus 255x255 quadratischen Feldern mit 16 Höhenstufen und wird zu Spielbeginn zufällig nach einstellbaren Parametern generiert. Der Spieler ist Besitzer eines Transportunternehmens, das mit Straßenfahrzeugen, Schiffen und Flugzeugen, insbesondere aber mit Zügen diverse Industriegüter, Passagiere und Post von A nach B transportiert. Dabei wird nur der Transport entlohnt (gemessen an Distanz und Dauer), die Fracht selbst ist aus Spielersicht wertlos. Außerdem haben alle Frachttypen kein festes Ziel, sondern können überhallhin geliefert werden, wo sie akzeptiert werden. Diese beiden Besonderheiten prägen neben dem detailierten Modelleisenbahn-Charme das Spiel und erlauben dem Spieler viele Freiheiten, eine eigene Spielweise zu entwickeln. Den Großteil der Zeit verbringt man mit Strecken- und Fahrzeugbau, Terraforming, oder einfach nur damit, zuzusehen, wie die Städte wachsen und die Fahrzeuge umherfahren.


Während der Spielzeit (1930-2050) wandelt sich die Wirtschaft stetig, Industrien werden neu gebaut oder schließen, Städte in denen Transportleistungen erbracht werden wachsen, und es werden neue Fahrzeuge entwickelt, die neue Transportmöglichkeiten eröffnen. Die Modelle basieren teilweise auf realen Vorbildern, so kann man z.B. ab 1969 die Concorde erstehen. Auch Inflation und Konjunktur werden simuliert. Der Spieler kann alleine spielen oder gegen bis zu 7 mäßig intelligente Computergegner antreten, die ihm wichtige Einkommensquellen streitig machen. Auch Multiplayerspiele gegen eine weitere Person via serielle Schnittstelle sind möglich, wenn auch geplagt von Synchronisationsproblemen. Im Spieljahr 2030 wird die Unternehmung dann auf Vermögenslage und Transportleistung beurteilt sowie in eine Highscore-Tabelle eingetragen. Ein anderes Spielziel gibt es nicht. Danach kann frei weitergespielt werden, es gibt aber keine weiteren spielerischen Neuerungen mehr.
 Transport Tycoon World Editor (TTWE) / Scenario (TTS)

Zu TTO produzierten Sawyer und Foster ein Addon mit dem Titel "World Editor" (abgekürzt TTWE), das die Erstellung eigener Landkarten (Szenarien) erlaubte und mit der Marslandschaft ein optionales zweites Grafikset mitbrachte. Als drittes Zusatzfeature wurde eine neue Mehrspieleroption via Modem eingebaut. In Nordametika trug die Erweiterung den Namen "Scenario" (TTS).
 Transport Tycoon Deluxe (TTD)

Mit Transport Tycoon Deluxe (TTD) erschien knapp ein Jahr nach dem Originalspiel eine "definitive" Edition von TT, in der Chris Sawyer einige Features einbaute, die es nicht mehr in TTO geschafft hatten. TTD veränderte bzw. erweiterte TTO im Wesentlichen in folgenden Punkten:

  • Karten-Editor aus TTWE fest integriert (jedoch ohne das Mars-Grafikset)
  • vorgefertigte Szenarien zusätzlich zu den Zufallskarten
  • drei neue Klima-Zonen: Subarktisch, subtropisch sowie Spielzeugland, jeweils mit eigenem Fuhrpark und Industriezweigen
  • viele neue Fahrzeuge
  • Magnetschwebebahn als neuer Fahrzeugtyp
  • erweiterte Signalisierung, die komplexe Eisenbahnnetzwerke ermöglicht
  • Multiplayer über LAN (in TTO nur über serielle Schnittstelle, mit TTWE über Modem)
  • Beschleunigung der Spielzeit um 50% von etwa 20.3 auf 13.5 Minuten Echtzeit pro Spieljahr
  • Handel mit Firmenanteilen, Firmenübernahmen
  • Flugzeuge und Schiffe können auf verschiedene Frachttypen umgerüstet werden
  • mehr Musikstücke, neue Titelmusik
  • Spielzeit um 20 Jahre in die Moderne verschoben (neu 1950-2070)
  • neue grafische Benutzeroberfläche (etwas kompakter und weniger bunt)
  • Finanzierung und Platzierung neuer Industrien
  • Kauf von Landquadraten
 TTDPatch & OpenTTD
Seit es TTD gibt, wurden von Fans einige Cheat-Programme, Savegame-Editoren und inoffizielle Patches entwickelt. Zwei große Modifikationsprojekte sind besonders erwähnenswert: TTDPatch und OpenTTD.

Josef Drexler begann 1996 den TTDPatch zu entwickeln, ursprünglich um einige Bugs und Designmängel in TTD zu beheben. Am 30. Mai 1999 machte er den "Patcher" der Öffentlichkeit zugänglich und ebnete damit den Weg für diverse Modifikationen am Originalspiel. Der TTDPatch brachte viele sinnvolle Verbesserungen, u.a.:

  • neue Grafiken (sogenannte NewGRFs)
  • Cheats
  • vielfältigere Signalisierung
  • höhere Fahrzeug-Limiten
  • längere Züge und größere Bahnhöfe
  • Komfort-Features wie automatische Fahrzeugerneuerung und Streckenumrüstung
  • Multiplayer-Verbesserungen
  • höhere Bildauflösungen
  • Kompatibilität mit modernen Betriebssystemen
Die letzte stabile Release-Version (2.0 rev1) stammt vom 24. Oktober 2003, die letzte Beta-Version (2.5 beta 9) vom 29. Oktober 2006. Die Entwicklung des TTDPatches endete am 10. Oktober 2013 mit dem letzten Commit auf GitHub.


Das zweite große Modifikationsprojekt ist OpenTTD, ein Open-Source-Klon von TTD. Am 6. März 2004 veröffentlichte Ludvig Strigeus über Owen Rudge Version 0.1.0 von OpenTTD, rund zwei Jahre nachdem er das Projekt im Alleingang startete. Ursprünglich handelte es sich um die disassembliert und nach C übersetzte Windows-Version von TTD, seither wurde es jedoch um viele weitere (u.a. auch vom TTDPatch übernommene) Features erweitert und nach C++ übersetzt. Viele Modifikationen (NewGRFs) werden von TTDPatch und OpenTTD gleichermaßen unterstützt.

Version 1.0.0 von OpenTTD erschien am 1. April 2010 und war erstmals von TTD komplett unabhängig, weil es eigene Grafik-, Musik- und Soundsets mitbrachte. In früheren Versionen wurden für diese Inhalte jeweils die Originaldateien von TTD benötigt, um OpenTTD spielen zu können.

OpenTTD ist heute die meistgespielte Version von Transport Tycoon und brachte der Community eine große Anzahl neuer Spieler. Das Spiel wurde in eine Vielzahl von Sprachen übersetzt, ist für diverse Plattformen erhältlich und wird kontinuierlich von Fans weiterentwickelt. Seit dem 5. Dezember 2018 wird OpenTTD auch im Microsoft Store, seit dem 1. April 2021, auf Steam, und seit dem 10. Juni 2021 auf GOG kostenlos angeboten.