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Fernbusse? - mb - 02.12.2009 10:58 Was hält man denn hier von den Plänen der Schwarz-Gelben das Personenbeförderungsgesetz so zu ändern dass in Zukunft auch in D Fernbusse der DB Konkurrenz machen dürfen? Das bisher gültige, noch aus 1937 herrührende, Gesetz (wieviele Gesetze aus Adolfs Zeiten sind denn eigentlich noch gültig?) untersagt bisher Busunternehmen dort Fernverkehrslinien anzubieten, wo sie eine Konkurrenz zu bereits bestehenden Bahnverbindungen bedeuten würden. Die FDP (bekanntlich exponierte Verfechterin einer freien Marktwirtschaft) hält dies für ein "absurdes Relikt" (nicht wegen seiner Herkunft, sondern wegen seiner Regulierungswirkung), und die Grünen halten Busverkehr für ökologischer als Bahnverkehr. Die Verbrauchsargumente liessen sich hinterfragen, aber ist ein freizügiger Fernbusverkehr nicht kontraproduktiv zum seit wie vielen Jahrzehnten existierenden Mantra den "Verkehr auf die Schiene" bringen zu wollen? Schädigt der Gesetzgeber der gleichzeitig Bahneigentümer ist nicht sich selbst, bzw die Allgemeinheit, auch vor dem Hintergrund eines noch immer geplanten Börsenganges der DB? Preislich könnte die Bahn mit Fernbuslinien nicht konkurrieren, u.a. da diese ja letztlich wieder subventioniert würden (die Bahn muss ihre Fahrwege aus eigener Tasche zahlen, die Busunternehmer nicht), sodass sich wohl schnell ein umfangreiches Liniennetz entwickeln würde. Was auch dazu führen würde dass Zugverbindungen eingeschränkt bzw eingestellt werden würden? Gruß Michael RE: Fernbusse? - Bernhard - 02.12.2009 12:18 Zitat:Das bisher gültige, noch aus 1937 herrührende, Gesetz (wieviele Gesetze aus Adolfs Zeiten sind denn eigentlich noch gültig?) untersagt bisher Busunternehmen dort Fernverkehrslinien anzubieten, wo sie eine Konkurrenz zu bereits bestehenden Bahnverbindungen bedeuten würden.wieso gibt es dann Fernbusse Hamburg-Berlin und München-Berlin? Habe mich mit der Thematik noch nicht viel beschäftigt, aber meine Nichten reisen viel mit dem BerlinExpress auf der Strecke Berlin-Hamburg (~4 Stunden, 20 Euro...) RE: Fernbusse? - mb - 02.12.2009 12:23 Bernhard schrieb:wieso gibt es dann Fernbusse Hamburg-Berlin und München-Berlin? Wikipedia schrieb:Eine Ausnahme stellt der Berlin-Verkehr dar. Zur Zeit der deutschen Teilung entstand – wegen der geringen Zahl der Zugverbindungen – ein Fernbusnetz, das Berlin mit Hamburg und einigen anderen deutschen Orten verband. Es besteht noch heute. Gruß Michael RE: Fernbusse? - pETe! - 02.12.2009 12:29 Hier ist eben die Frage, ob und wie viel Maut die Busse zahlen müssen. Für Bahnverkehrarme Regionen kann das durchaus eine Chance sein, meine Meinung ist ja immernoch, dass man den autofahrenden Bürger als Gelegenheitsbahnfahrer nur in den Zug bekommt, wenn er für die Fahrt weniger oder genau so viel wie die Spritkosten bezahlt. Das Auto hat ja nun fast jeder vor der Tür, darum ist ein Vergleich mit den generellen Kosten eines PKW (30-40 cent/km) oft für den Bürger nicht relevant. Mit dem Dauer-Spezial hat die Bahn ja etwas für genau diese Kunden geschaffen. Trostlos sieht es allerdings in Regionen wie Chemnitz und Umgebung aus. Dort sieht die Bahn den Fernverkehr ja nicht als wirtschaftlich an, in wieweit man daraus dann wirtschaftlichen Busverkehr entwickeln kann, müsste man prüfen. Für den Regionalverkehr ist das meine Meinung nach keine Konkurenz, weil dieser in besagten Regionen oft lediglich auf dem Niveau der Daseinsfürsorge ist. Nicht zuletzt ist zu sagen, dass die Bahn ja selbst durch Fernbusse versucht, ihr Fernverkehrsnetz zu ergänzen. Da war zuletzt der vermutliche Versuch, die Mitte-Deutschland-Verbindung komplett zu beerdigen, und den Zug durch Fernbusse Bielefeld - Paderborn - Paderorn/Lippstadt Flughafen - Kassel Calden - Kassel Wilhelmshöhe zu ersetzen, welcher AFAIK bisher an einer Beschwerde der Nordwestbahn scheiterte, welche auf dem Abschnitt Bielefeld - Paderborn den Zugverkehr betreibt. Gerade das ist auch ein Beispiel für schlechten Zugverkehr in einer sonst recht gut mit der Schiene erschlossenen Region: Bielefeld hat rund 250.000 Einwohner, Paderborn ca. die Hälfte davon. Wenn ich auf der parallelen Autobahn doppelt so schnell ankomme, fragt man sich schon, ob zum Schutz des Schienenverkehrs in solchen Fällen auf Busverkehr verzichtet werden soll, wenn er das Verkehrsangebot doch deutlich verbessen könnte. Anders sieht es bei regulären Fernbuslinien aus, die einfach in Konkurenz zur Bahn fahren. Ich denke nicht, dass diese als Wettbewerb ernst zu nehmen nehmen sind. Dort, wo ernsthafte Kundenmengen zu erwarten sind, sind die Bahnverbindungen gut ausgebaut, und die Schiene ist dann doch deutlich attraktiver. Ich glaube nicht, dass der Fernbus in Deutschland über die untere Bevölkerungsschicht hinaus attraktiv wird, am Ende sitzen nur die Leute drin, die noch nen paar Mark sparen wollen. Ich frage mich allerdings, wie die FDP mit der Monopolstellung der Bahn im Personenfernverkehr zu damaligen Regierungzeiten umgegangen ist. (02.12.2009 12:18)Bernhard schrieb:Der Berlin-Verkehr wird AFAIK auch ausschließlich von Tochterunternehmen der DB gefahren.Zitat:Das bisher gültige, noch aus 1937 herrührende, Gesetz (wieviele Gesetze aus Adolfs Zeiten sind denn eigentlich noch gültig?) untersagt bisher Busunternehmen dort Fernverkehrslinien anzubieten, wo sie eine Konkurrenz zu bereits bestehenden Bahnverbindungen bedeuten würden.Wieso gibt es dann Fernbusse Hamburg-Berlin und München-Berlin? RE: Fernbusse? - Eddi - 02.12.2009 12:30 Eigenartig, ich hab letztens ne Werbung gesehen, für einen Fernbus Halle-Kassel/Göttingen [A38]. Wobei ich mich erinnere, daß zumindest von Halle nach Kassel auch Züge fahren [RegionalExpress] Aber ich habe mich schonmal gewundert, wieso es in Deutschland nicht so viele Fernbusse gibt. RE: Fernbusse? - DonRazzi - 04.12.2009 21:36 Spannende Frage. Das Verbot von Fernbussen ist auf einigen Relationen sicherlich ein großes Ärgernis. Paderborn - Bielefeld... Die Achse läßt sich direkt mal um Münster erweitern. Aber eigentlich sind das eher Regionalverbindungen. Fernubus ist ja eher Hamburg-München oder soetwas. Ich glaube übrigens nicht, daß sich eine Verbotsaufhebung großartig negativ auf die Bahn auswiken würde, denn auch wenn es erst einen Run auf diese Busse gäbe, würden vermutlich viele Menschen allein aufgrund des Komforts und der Zuverlässigkeit wieder auf die Bahn zurückwechseln. Auf den gut ausgebauten Rennstrecken kann die Bahn ja meist sogar mit dem Flieger konkurrieren, wenn man Check-In und ANfahrt zum Airport mit einrechnet. RE: Fernbusse? - StefanD - 21.12.2009 01:22 (02.12.2009 12:29)pETe! schrieb: Hier ist eben die Frage, ob und wie viel Maut die Busse zahlen müssen.Busse zahlen (in Deutschland) keine Maut, da es sich hier um umweltfreundliche Verkehrsmittel handelt. Anders sieht es in allen(?) anderen mautpflichtigen Ländern aus. Aber der deutsche Busfernverkehr scheint ja auch für die DB interessant zu sein, denn mit dem eigenem Unternehmen -> BEX (Berlin Linien Bus) bieten sie ja nach eigener Aussage bex.de schrieb:[...] insgesamt knapp 30 innerdeutschen und 23 internationalen Linienverkehren.an. RE: Fernbusse? - musicmonk - 21.12.2009 14:09 Also ich finds gut! Busse sind wesentlich flexibler und somit steigt die Verlässlichkeit erheblich. Ausserdem tut Konkurenz immer gut... Die Bahn wird schon nicht pleite gehen... sie muss sich dann noch viel mehr um Kundendienst kümmern und die zum Teil überdimensionalen Preise senken. RE: Fernbusse? - Gleisdreieck - 29.12.2009 12:14 Die Behinderung der Busunternehmen gehört natürlich abgeschafft. Es gibt keine Begründung für dieses Verbot. Im übrigen tritt die FDP nicht für eine freie Marktwirtschaft ein, sondern für eine soziale Marktwirtschaft. Nachdem die Bahn selbst Busliniene, auch Fernbuslinien beispielsweise Nürnberg-Prag betreibt, kann das mit dem Mantra "Verkehr auf die Schiene" nicht ganz so ernst gemeint sein. Und Konkurrenz tut dem immer noch Staatsunternehmen Bahn sicher gut. Die sind nämlich, was Kundenorientierung und Service anbelangt, immer noch nicht in der Gegenwart angekommen. RE: Fernbusse? - pETe! - 29.12.2009 23:43 Zitat:Im übrigen tritt die FDP nicht für eine freie Marktwirtschaft ein, sondern für eine soziale Marktwirtschaft.Die SPD bezeichnet sich auch als sozialdemokratisch ![]() RE: Fernbusse? - bambambosi - 08.08.2011 23:13 Meiner Meinung nach ein weiterer Schritt bei der Demontage der Deutschen Bahn, die seit Jahren gut nachvollziehbar von den Auto-Lobbyisten in der Bahnführung vorangetrieben wird. RE: Fernbusse? - godsprototype - 09.08.2011 00:12 Alle machen sich Sorgen um die Deutsche Bahn und keiner denkt an die Mitfahrzentralen. ![]() RE: Fernbusse? - Auge - 09.08.2011 01:46 Hallo Ich weiß nicht, was das Rumgeheule soll, bis jetzt ist die Deutsche Bahn das einzige Unternehmen, das Fernbuslinien innerhalb Deutschlands betreiben darf. Unternehmen, die (willkürliches Beispiel) Berlin-Amsterdam über Hamburg anbieten, dürfen keine Passagiere mitnehmen, die nur von Berlin nach Hamburg wollen. Kriegen se halt Konkurrenz. Und nu? Michaels Argument der verdeckten Subventionierung (Wer bezahlt welche Fahrwege?) ist natürlich schlüssig, ließe sich aber (wenn denn gewollt) nur lösen, wenn die Bahntrassen vom Unternehmen Deutsche Bahn getrennt würden und die DB, wie andere Bahnunternehmen auch, die Trassen nur noch mieten würden. Tschö, Auge RE: Fernbusse? - menenor - 09.08.2011 07:37 Ich persönlich denke, dass Fernbusse ein zweischneidiges Schwert sind. Einerseits heißt es Konkurrenz belebt das Geschäft. Auch richtet sich eine Busfahrt eher an diejenigen, die Hauptsache billig durch Deutschland wollen. Andererseits wird das bestimmt Auswirkungen auf die Bahn haben, was die Fahrgastzahlen angeht und es bleibt abzuwarten, wie diese Auswirkungen ausfallen und wie unsere große rote Freundin damit umgeht. Mitfahrzentralen würde ich rausrechnen, was die Bahn angeht, die sind, denke ich eher besorgt im Angesicht eines Fernbusses. Denn auch wenn der Bus nicht das bequemste ist, besser als so mancher PKW, der da Mitfahrer mitnimmt ... Gleisdreieck schrieb:Nachdem die Bahn selbst Busliniene, auch Fernbuslinien beispielsweise Nürnberg-Prag betreibt,Ist jetzt nicht das beste Beispiel, denn eine Verbindung nach Prag via Schienenfernverkehr läuft nur über Dresden. Das Problem ist, dass man erstmal nach Dresden kommen muss - von Nürnberg aus. Nachdem auf der Strecke Dresden-Chemnitz-Hof-Nürnberg auf bayrischer Seite keine Elektrifizierung stattgefunden hat und wahrscheinlich so bald auch nicht stattfinden wird, ist die Mitte der '90er angedachte ICE-Verbindung nie zu stande gekommen. Was heißt: Im Fernverkehr von Nürnberg nur über Leipzig, wobei man dann in Leipzig und Dresden umsteigen muss, denn der EC nach Prag verkehrt direkt von Dresden aus nach Berlin und weiter nach Hamburg. Ein besseres Beispiel wären sicherlich die Berlinienbusse der DB angebracht, wobei es auch hier Verbindungen gibt, die durchaus ihren Sinn haben, zum Beispiel Bremen-Bremerhaven-Berlin. Gruß aus Bremerhaven Michael RE: Fernbusse? - OnkelSiebdruck - 09.08.2011 08:01 Die letzten 20 Jahre hat sich die Bahn im regionalen Busverkehr mit Tocherunternehmen sehr breit gemacht, viele kleine Betreiber dort verdrängt und die Gewinne ihrer Tochterunternehmen werden abgeschöpft und dem Konzern zugeführt...und da lese ich hier etwas von Demontage der Bahn wenn es darum geht, daß ein paar Busunternehmern die Möglichkeit gegeben wird Geld zu verdienen..... ![]() Weg mit diesem veralteten Marktverzerrenden Gesetz. Wer eine andere Subventionspolitik für die Bahn möchte...bitte jeder kann andere Philosophien haben, aber dieses Gesetz hat damit nichts zu tun. Übrigens, zum Thema Straßenbau ist anzumerken, daß dieser heutzutage mit KFZ-Steuer, Maut und Mineralölsteueranteil der Autos/LkWs bereits zu deutlich über 200% finanziert ist..... Die Subvention dort mag ich nicht erkennen. RE: Fernbusse? - pETe! - 09.08.2011 10:00 (09.08.2011 01:46)Auge schrieb: Michaels Argument der verdeckten Subventionierung (Wer bezahlt welche Fahrwege?) ist natürlich schlüssig, ließe sich aber (wenn denn gewollt) nur lösen, wenn die Bahntrassen vom Unternehmen Deutsche Bahn getrennt würden und die DB, wie andere Bahnunternehmen auch, die Trassen nur noch mieten würden.Das ist übrigens seit vielen Jahren Realität. RE: Fernbusse? - Eddi - 09.08.2011 11:10 Die existierenden Buslinien nach Berlin sind eine historische Anomalie, die aus der deutschen Teilung erwachsen ist, als nämlich alle Bahnverbindungen nach (West-)Berlin von der Deutschen Reichsbahn der DDR kontrolliert wurden, brauchte Westdeutschland eine unabhängige Verbindung. RE: Fernbusse? - Auge - 09.08.2011 11:40 Hallo (09.08.2011 10:00)pETe! schrieb:(09.08.2011 01:46)Auge schrieb: Michaels Argument der verdeckten Subventionierung (Wer bezahlt welche Fahrwege?) ist natürlich schlüssig, ließe sich aber (wenn denn gewollt) nur lösen, wenn die Bahntrassen vom Unternehmen Deutsche Bahn getrennt würden und die DB, wie andere Bahnunternehmen auch, die Trassen nur noch mieten würden.Das ist übrigens seit vielen Jahren Realität. Die DB-Unternehmenszweige, die Bahnverkehr durchführen, bezahlen an den DB-Unternehmenszweig, der die Trassen betreibt, Miete. Von der eigenen rechten in die eigene linke Hand. Schon klar. Tschö, Auge RE: Fernbusse? - menenor - 09.08.2011 11:40 Die Berlinien-Bus-Verbindung Dresden-Berlin ist also eine historische Anomalie aufgrund der Teilung? Ganz so ist es ja nun auch nicht. Viele BerlinienBus-Verbindungen sind neueren Datums, auch die von Bremen und Bremerhaven aus ... Auge schrieb:wenn die Bahntrassen vom Unternehmen Deutsche Bahn getrennt würdenEin Beispiel, wozu das aber führen kann, zeigt uns England. Die sind mit der völligen Aufteilung nämlich nicht gerade gut gefahren ... Gruß aus Bremerhaven Michael RE: Fernbusse? - Sven - 09.08.2011 12:24 (09.08.2011 11:40)Auge schrieb: Die DB-Unternehmenszweige, die Bahnverkehr durchführen, bezahlen an den DB-Unternehmenszweig, der die Trassen betreibt, Miete. Genauer gesagt, sogenannte Trassenpreise, die abhängig sind von Geschwindigkeit, Traktionsart, Last usw. Und diese sind für jeden, der ein Eisenbahnfahrzeug auf Gleisen der DB Netz AG bewegen will die Gleichen. Das schreibt der Gesetzgeber so vor. PS: Wenn ein Autokonzern, wie VW 10 Marken nebeneinander betreibt und diese alle für ihre Bilanz eigenverantwortlich sind, ist das für jeden normal. Dass aber die DB seit 1994 eine ähnliche Struktur (mit diverser Umstrukturierung im Laufe der Jahre) hat und auch dort Verluste zwischen einzelnen Konzernteilen nicht mehr ausgeglichen werden, haben viele Leute immer noch nicht registriert. (Stichwort von der rechten Hand in die Linke... - soll keine persönliche Kritik an Auge sein, sondern das fällt mir in Gesprächen immer wieder auf) VG, Sven |