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Die Darßbahn - Yoshi - 29.08.2012 20:31

Die Darßbahn: Velgast - Barth - Zingst - Prerow

Hier entsteht eine kleine Dokumentation über die Darßbahn.


Die Darßbahn ist eine eingleisige, nicht elektrifizierte Nebenbahn in Mecklenburg-Vorpommern. Sie verläuft von Velgast über Barth auf die Insel Zingst.

Inhalt:
Quellen:


Die Beiträge werden nach und nach gepostet.
29.08.2012: Allgemeines & Vergangenheit online
31.08.2012: Gegenwart & Zukunft online



Die Darßbahn - Allgemeines - Yoshi - 29.08.2012 21:47

Allgemeines:

Übersichtskarte: (herunterskalierte Version von Wikipedia)

[Bild: karte.png]


Streckenbeschreibung:

Die Darßbahn zweigt in Velgast von der Eisenbahnstrecke zwischen Stralsund und Rostock ab.
Nach ca. 12 Kilometern in nördliche Richtung kommt sie in Barth an. Dort bestand früher Anschluss an die Franzburger Kleinbahn nach Ribnitz-Damgarten und nach Stralsund. Außerdem gab es dort eine gemeinsame Hafenbahn mit Dreischienengleis. Von Barth aus geht die Strecke ungefähr 3 Kilometer nach Westen. Zwischen Barth und Tannheim überquert sie die Barthe. Der Haltepunkt Tannheim liegt in der Kurve nach Norden. Von Tannheim bis Bresewitz verläuft die Strecke in nördlicher Richtung. Zwischen Pruchten und dem Haltepunkt Bresewitz befindet sich die 723 Meter lange Kloerbrücke. Nördlich von Bresewitz wird die Meiningenbrücke überquert. Die Trasse bildet einen großen Bogen in nord-östliche Richtung nach Zingst. Dort bildet sie eine Kurve nach Westen. Bis nach Prerow verläuft sie parallel zum Damm.


Streckenplan: (gekürzte Version von ostseestrecke.de)
[Bild: Strecke.png]


Die Darßbahn - Vergangenheit - Yoshi - 29.08.2012 21:47

Vergangenheit:

Vorgeschichte und Planung:

Die Hauptstrecke Stralsund-Rostock sollte ursprünglich über Barth verlaufen. Diese Planung wurde dann aber aufgegeben und stattdessen eine Stichstrecke von Velgast nach Barth gebaut. Bald nach der Eröffnung am 1. Juli 1988 kamen Ideen zur Verlängerung auf den Darß. Schlussendlich entschied man sich für den Bau einer normalspurigen Strecke über Barth-Pruchten-Bresewitz-Zingst-Prerow.


Bau und Eröffnung:

1908 begannen die Bauarbeiten an der Meiningenbrücke, die die Insel Zingst mit dem Festland verbindet und den Meiningenstrom überquert. Ein Jahr später begannen auch die Arbeiten an der restlichen Strecke. Schon am 1. Dezember 1910 konnte die Strecke eröffnet werden.

Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Stralsund schrieb:Am 1. Dezember 1910 wird die normalspurige Bahnstrecke Barth–Prerow als Nebenbahn mit den Bahnhöfen Tannenheim, Pruchten, Bresewitz, Zingst und Prerow für den Personen-, Güter- und Gepäckverkehr sowie die Abfertigung von Leichen und lebenden Tieren eröffnet.


Die Anfangsjahre

Der Verkehr auf der Strecke wuchs stetig an. Dies lag auch daran, dass die Dampfschifffahrtslinien von Barth nach Zingst ihren Betrieb einstellten.

Im Dezember 1913 wurde die Strecke zwischen Pruchten und Zingst durch ein Sturmhochwasser unterbrochen, welches die Brücken auf diesem Abschnitt beschädigte und teilweise zum Einsturz brachte.

Nach dem Wiederaufbau der Brücken waren die Passagierzahlen aufgrund von Wirtschaftskrisen sehr zurückgegangen.


Zeit des Nationalsozialismus

Nach der Machtergreifung änderte sich die Rolle der Darßbahn rasch. Es wurden Gleisanschlüsse zu den Pommerschen Industriewerken und zum Fliegerhorst (später KZ) Barth gebaut. Außerdem wurde die Geschwindigkeit auf 50 km/h hochgesetzt.

Die Passagierzahlen nahmen nach Kriegsbeginn wieder stark ab.

Nach einem schweren Unfall in Prerow im Jahr 1944 wurde der Abschnitt Zingst-Prerow stillgelegt.


Nachkriegszeit
Die Gleise im Abschnitt Barth-Prerow wurden nach dem Ende des zweiten Weltkriegs als Reparationsleistung nach und nach abgebaut. 1967 wurde der Abschnitt von Barth nach Bresewitz durch die Nationale Volksarmee (NVA) wieder aufgebaut, um Transporte zum Übungsplatz auf Zingst durchzuführen. Vor der Meiningenbrücke wurde eine Rampe errichtet, um die Fracht auf LKWs umzuladen.

Von Velgast nach Barth wurde nach wie vor Personenverkehr abgewickelt.


Wiedervereinigung und Niedergang

Im Zuge der Wiedervereinigung wurde die NVA und ihre Stützpunkte aufgelöst. Somit wurde auch der Güterverkehr zwischen Barth und Bresewitz beendet. Der Streckenabschnitt wurde bis auf zwei Überführungsfahrten im Jahr 1996 nicht mehr befahren.

Die Strecke von Velgast nach Barth wurde 1991 trotz mangelndem Bedarf für Schnellzüge elektrifiziert.

Bis 2002 wurden Regional- und Fernverkehr durch die DB betrieben. Dabei wurden vor allem Doppelstockzüge eingesetzt.


Die Darßbahn - Vergangenheit - Yoshi - 29.08.2012 21:47

Gegenwart:

Übernahme durch UBB:
Am 15. Dezember 2002 übernahm die Usedomer Bäderbahn (UBB) die Strecke. Dabei wurde nicht nur der Zugverkehr, sondern auch die Infrastruktur übernommen. Somit gehört auch der mehr oder weniger stillgelegte Streckenabschnitt zwischen Barth und Zingst der UBB.

Rückbaumaßnahmen:

Da die UBB anstelle von Elektrolokomotiven Dieseltriebzüge der Baureihe 646.1 (GTW 2/6) einsetzt, verlor die Oberleitung ihre Funktion. Sie wurde zusammen mit sämtlichen Signalanlagen und fast allen Gleisen und Weichen 2005 zurückgebaut. Dies macht Sonderzugfahrten mit Lokomotiven unmöglich, da die Lok nicht umsetzen kann.


Die Darßbahn - Vergangenheit - Yoshi - 29.08.2012 21:47

Zukunft:

Barth-Prerow:
Seit langer Zeit wird eine Reaktivierung des Streckenabschnitts Barth-Prerow gewünscht.

Leider ist die Trasse innerhalb des Ortes Zingst anderweitig genutzt worden und steht somit nicht mehr zur Verfügung.

Außerdem stellt die Reaktivierung bzw. der Neubau der Meiningenbrücke einen nicht unerheblichen Kostenpunkt dar. 2009 schätzte man die Gesamtkosten auf ca. 38 Millionen €.

Verlängerung:
Neben der Reaktivierung und dem Wiederaufbau gibt es schon seit 1925 die Idee, eine Verlängerung bis nach Graal-Müritz über das Fischland zu schaffen. Dies wäre eine Ergänzung zur einzigen Landstraße als Verbindung.


RE: Die Darßbahn - Yoshi - 29.08.2012 21:47

Streckenbegehung:

Bahnhof Barth:

Hier endet die von Stralsund/Velgast kommende Linie heute. Im Zweistundentakt fahren ab hier Züge der UBB.
[attachment=4925][attachment=4924]

Ca. 10 Meter hiter dem Bahnsteigende steht der Prellbock am Ende des aktiven Streckenteils:
[attachment=4926]

Der dahinter befindliche Bahnübergang hat seine Schranken verloren, ist aber nicht zugeteert:
[attachment=4927]

Strecke in Barth:

Danach beginnt die Strecke in Richtung Tannheim. Die Strecke selbst ist zugewachsen, aber daneben verläuft ein kleiner Pfad:
[attachment=4928]

Die 1991 von der DB installierte Oberleitung reichte noch ein Stück über das Bahnhofsende hinaus. Man findet noch 3 Fundamente von Strommasten:
[attachment=4929]

An mehreren Stellen findet man Bahnübergänge mit Betonplatten:
[attachment=4933]

Wenn man der Strecke in Richtung Westen folgt, findet man eines der wenigen verbliebenen Schilder. Die angezeigten 10 km/h wird man bei diesem Gleiszustand wohl kaum überschreiten Zwinkern :
[attachment=4932]

Etwas weiter auswärts findet man ein einzelnes Fernsprecherhäuschen, bei dem sich wohl früher das Einfahrsignal befand. Die Innenausstattung ist noch vergleichsweise vollständig.
[attachment=4930][attachment=4931]


RE: Die Darßbahn - mb - 29.08.2012 22:09

Hochinteressant.

Ich habe hier

Verkehrsgeschichte der Halbinsel Fischland - Darss - Zingst, Band 1
Bernd Goltings: Schienenwege zwischen Stralsund und Rostock
Darss Verlag Prerow, 2. Auflage 2005

herumstehen, mit jeder Menge historischen Fotos und Plänen.

Gruß
Michael


RE: Die Darßbahn - Yoshi - 31.08.2012 09:29

Ich werd mich in der verbleibenden Woche Urlaub auch mal auf die Suche nach Literatur machen Lächeln

Außerdem kommen bei "Streckenbegehung" aktuelle Fotos (Stand: 29.08.2012) dazu...