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War Deutschland geteilt? - Druckversion

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War Deutschland geteilt? - godsprototype - 04.10.2011 18:22

Hab's mir angeschaut bzw. nebenbei angehört. War recht interessant.
Komisch das mit keinem Wort eine Wiedervereinigung erwähnt wurde. Ob es dann von der Reichsbahn keine Drehgenehmigung geben hätte? Oder war das 1982 so unvorstellbar?


RE: TV-Tipp - Eddi - 04.10.2011 22:10

Ich glaub nich, daß nach Mitte der 50er ernsthaft jemand an Wiedervereinigung gedacht hat. Auch 1989 kam der Gedanke initial erst recht zögerlich auf. Danach gings allerdings recht zügig, möglicherweise auch wieder zu zügig, aber das ist eine ganz andere Geschichte.


RE: TV-Tipp - Bernhard - 05.10.2011 06:34

"ab dem 9.1.1984, übernahm die BVG die Strecken in Westberlin von der DR ...."
Ab dem Zeitpunkt fuhren auch wieder die Westberliner, die bis dahin die (Ost)S-Bahn boykotiert hatten, S-Bahn, und die vorher stillgelegten Strecken wurden langsam wieder in betrieb genommen (zumindest die wichtigen!). Und die paar Bahnhöfe, die dann noch wieder zu öffnen waren, das ging wohl recht zügig.
Mich wundert immer wieder, wie provisorisch die Trennung Deutschlands allerorten war.
So als ob "die da oben" doch immer kurzfristig mit der Wiedervereinigung gerechnet haben....


RE: TV-Tipp - godsprototype - 05.10.2011 09:42

(05.10.2011 06:34)Bernhard schrieb:  Mich wundert immer wieder, wie provisorisch die Trennung Deutschlands allerorten war.
So als ob "die da oben" doch immer kurzfristig mit der Wiedervereinigung gerechnet haben....

Das ging mir genauso als ich den Film sah.


RE: TV-Tipp - StefanD - 05.10.2011 10:53

Berlin war ja (theoretisch) nie geteilt, sondern einfach nur von den jeweils falschen Mächten besetzt. Warum dann also über eine Wiedervereinigung reden?


RE: TV-Tipp - Bernhard - 05.10.2011 13:05

(05.10.2011 10:53)StefanD schrieb:  Berlin war ja (theoretisch) nie geteilt, sondern einfach nur von den jeweils falschen Mächten besetzt. Warum dann also über eine Wiedervereinigung reden?

Kannst DU mir das noch etwas besser/anders erklären? Diese Aussage verstehe ich nicht!


RE: TV-Tipp - prissi - 05.10.2011 16:35

Bis 1989 gab es einen Britischen, Französischen, Amerikanischen und Sowjetischen Sektor von Berlin. Berlin war kein politisch eigenständiges Gebilde, in keinem der Blöcke. Tatsächlich konnten sowohl Russen wie Amis jederzeit ohne Kontrolle in einen der anderen Sektoren fahren (und haben das auch zu fast allen Zeiten getan).

Außerdem ist etwas Abreissen viel teuer als es einfach vernachlässigt stehen zu lassen ...


RE: TV-Tipp - StefanD - 05.10.2011 16:38

Völkerrechtlich(!) war Berlin nicht geteilt, denn die gesamte Stadt stand unter der Verwaltung der vier Alliierten (USA, GB, F und SU). Deshalb war Berlin ja auch noch bis 1961 "offen" (im Gegensatz zur deutsch-deutschen Grenze), weil man es bis dahin einfach nicht wagte, West-Berlin auch noch abzuriegeln. Ulbricht musste lange in Moskau betteln, das Schlupfloch Berlin schließen zu dürfen (so die Geschichte, aber wir wissen ja auch, das Geschichte von den Siegern geschrieben wird).

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Dieser Beitrag wurde automatisch angehängt, weil in kurzer Zeit zwei Beiträge von der selben Person geschrieben wurden:
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prissi schrieb:Bis 1989 gab es einen Britischen, Französischen, Amerikanischen und Sowjetischen Sektor von Berlin.
[klugscheißmodus]Bis zum 02.10.1990, 24:00 Uhr[/klugscheißmodus]


RE: TV-Tipp - mb - 05.10.2011 17:09

@Bernhard

Und "von den jeweils falschen Mächten besetzt", bezieht sich natürlich auf die Perspektive.

Gruß
Michael


RE: TV-Tipp - godsprototype - 05.10.2011 17:43

(05.10.2011 10:53)StefanD schrieb:  Berlin war ja (theoretisch) nie geteilt, sondern einfach nur von den jeweils falschen Mächten besetzt. Warum dann also über eine Wiedervereinigung reden?

theoretisch ...


RE: TV-Tipp - Eddi - 05.10.2011 18:47

ich find das ja immer lustig, wie hier 8 Leute 10 verschiedene Ansichten haben, was alles vor 30 Jahren passiert ist, obwohl fast keiner von ihnen alt genug ist, um das überhaupt aktiv miterlebt zu haben.


RE: TV-Tipp - Sven - 05.10.2011 19:05

(05.10.2011 18:47)Eddi schrieb:  ich find das ja immer lustig, wie hier 8 Leute 10 verschiedene Ansichten haben, was alles vor 30 Jahren passiert ist, obwohl fast keiner von ihnen alt genug ist, um das überhaupt aktiv miterlebt zu haben.
Also ich hab die Zeit vor 30 Jahren schon recht bewusst erlebt und kenne aus meinem damaligen Umfeld keinen, der ernsthaft an eine Wiedervereinigung geglaubt hat. Ich behaupte sogar, das war so abwegig, dass es nicht einmal ein Thema war. Man hatte sich damals einfach damit abgefunden, dass es Ost und West gab.
Ich glaube auch nicht, dass in der Politik noch jemand daran glaubte, dass die beiden deutschen Staaten jemals wieder zusammenfinden könnten - wenn dann eh nur im Westen.
Seid mal ehrlich, die ihr die Zeit miterlebt habt: wenn 82 jemand gesagt hätte 'in sieben Jahren fällt die Mauer und in acht Jahren gibt es wieder ein Deutschland' - dem hättet ihr doch auch den Vogel gezeigt?!
Der Film war sehr interessant. Zwar schonmal gehört, dass die West-Berliner S-Bahn von der DR betrieben wurde, aber soviele Hintergründe, wie S-Bahn Boykott usw. waren mir bisher unbekannt.

Sven


RE: TV-Tipp - Eddi - 05.10.2011 19:09

Was ich beim Schauen sehr ironisch fand, war, daß offenbar nicht nur die West-U-Bahnen aus den ostberliner Karten entfernt wurden, sondern gleichermaßen die "Ost"-S-Bahn aus den westberliner Karten. Lächeln


RE: TV-Tipp - mb - 05.10.2011 19:34

Svinmi schrieb:[...] Seid mal ehrlich, die ihr die Zeit miterlebt habt: wenn 82 jemand gesagt hätte 'in sieben Jahren fällt die Mauer und in acht Jahren gibt es wieder ein Deutschland' - dem hättet ihr doch auch den Vogel gezeigt?!

Eine zeitlich exakte Vorhersage politischer oder ökonomischer Vorgänge ist natürlich nur sehr selten möglich. Jeder weiss zB dass das derzeitige Finanzsystem nicht funktionieren kann, aber die Voraussage des exakten Zeitpunktes seines Zusammenbruchs wäre eher dem Raten zuzuordnen.

Da es aber den 3. Weltkrieg mit Einsatz von Atomwaffen auf deutschem Boden nicht gegeben hat, war irgendeine Form der "Wiedervereinigung" doch ziemlich wahrscheinlich.


Eddi schrieb:ich find das ja immer lustig, wie hier 8 Leute 10 verschiedene Ansichten haben, was alles vor 30 Jahren passiert ist, obwohl fast keiner von ihnen alt genug ist, um das überhaupt aktiv miterlebt zu haben.

Das mag deiner persönlichen Erheiterung dienen, ist aber kein stichhaltiges Argument.


Bernhard schrieb:So als ob "die da oben" doch immer kurzfristig mit der Wiedervereinigung gerechnet haben....

Es war halt an der Zeit das "Experiment" zu beenden.

Gruß
Michael


RE: TV-Tipp - Sven - 05.10.2011 19:41

Zitat:Da es aber den 3. Weltkrieg mit Einsatz von Atomwaffen auf deutschem Boden nicht gegeben hat, war irgendeine Form der "Wiedervereinigung" doch ziemlich wahrscheinlich.

Ah ja..... Augenrollen


RE: TV-Tipp - prissi - 05.10.2011 21:12

Das wird natürlich ziemlich offtopic, aber nach meinem Dafürhalten war seit Willy Brandts Kanzlerschaft und des UN-Beitritts der Bundesrepublik Deutschland das Thema Wiedervereinigung den Vertriebenenverbänden überlassen. Selbst Strass (als Mitglied der CSU ja eigentlich erzkonservativ) hat mit Honeckers DDR fröhliche Geschäfte gemacht. Selbst 1988 war an ein schnelles Ende der DDR nicht zu denken, allenfalls gradelle Verbesserungen im Rahmen der Perestroika schienen möglich. Nicht zu vergessen: vor 1985 war ja noch Betonkommunismus der Scheintoten in Kreml an der Macht.

(Da gab es ein lustiges Brettspiel: Apparatschik. Der eigene (verdeckt ausgewählte) Politbürokandidat musste drei Maiparaden überleben, damit man da gewann ... Ok, es gibt scheinbar eine Wikipediaseite für alles: http://de.wikipedia.org/wiki/Kreml_%28Spiel%29 )


RE: TV-Tipp - Sven - 05.10.2011 21:46

(05.10.2011 21:12)prissi schrieb:  Selbst Strass (als Mitglied der CSU ja eigentlich erzkonservativ) hat mit Honeckers DDR fröhliche Geschäfte gemacht.
Ob die DDR den Milliardenkredit jemals zurückgezahlt hat?


RE: TV-Tipp - StefanD - 05.10.2011 22:38

Der 3. WW auf deutschem Boden: Eine interessante Fiktion (und es hätte Wirklichkeit werden können).

Aus deutscher Sicht war Deutschland eh nicht wirklich "geteilt", man beachte einfach so haarspalterische Formulierungen wie "Ständige Vertretetung der BRD (bzw. DDR) bei der DDR (bzw. BRD)" an Stelle von "Botschaft der BRD (bzw. DDR)" Augenrollen Das GG war, aus westlicher Sicht, nicht nur auf die BRD begrenzt, sondern hatte auch Gültigkeit auf das Gebiet der DDR. Die DDR sah das in ihrer Verfassung ähnlich, nur eben umgekehrter Richtung.

Der gute alte Strauß: Man kann von ihm halten was man will, er war immer noch ein Politiker der alten Schule, der zu seinen Aussagen stand - und ein Stratege. Hinter dem Mrd-Kredit stand die Theorie, die bereits marode DDR wie einen zukünftigen Junky mit Westgeld anzufixen und abhängig zu machen und so Einfluss zu nehmen. Hat ja auch funktioniert, denn der Kredit war damit verbunden, die Selbsschussanlagen an der deutsch-deutschen Grenze abzubauen.

Svinmi schrieb:Ob die DDR den Milliardenkredit jemals zurückgezahlt hat?
Ganz im Gegenteil: Wir haben ja mit dem Beitritt der DDR zum Geltungsberich des GG deren Schulden mitübernommen.

mb schrieb:Es war halt an der Zeit das "Experiment" zu beenden.
Das Experiment Martkwirtschaft / Kapitalismus ist auch gescheitert und wird auch nur noch künstlich am Leben gehalten.


RE: TV-Tipp - Sven - 05.10.2011 23:19

(05.10.2011 22:38)StefanD schrieb:  Die DDR sah das in ihrer Verfassung ähnlich, nur eben umgekehrter Richtung.

Zumindest mit der 68er Verfassung wurde dieses Ziel nicht mehr verfolgt, wenn auch die Vereinigung weiter Thema blieb.

Zitat:
Svinmi schrieb:Ob die DDR den Milliardenkredit jemals zurückgezahlt hat?
Ganz im Gegenteil: Wir haben ja mit dem Beitritt der DDR zum Geltungsberich des GG deren Schulden mitübernommen.
So gesehen ....


RE: TV-Tipp - Eddi - 05.10.2011 23:43

Die "Aufgabe" der Wiedervereinigung auch als langfristiges Ziel sieht man beispielsweise an der DDR-Nationalhymne, in dessen Text die Zeile "Deutschland einig Vaterland" vorkam. Später wurde die Nationalhymne nur noch ohne Text aufgeführt.